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Sebastian Zgraja über seine Arbeit in der Caritas-Migrationsberatungsstelle –

„Wir wollen dem Menschen von Anfang an als Lotse dienen.“ Mit diesen Worten umreisst Sebastian Zgraja seine Tätigkeit bei der Migrationsberatungsstelle des Caritasverbands für Stadt und Landkreis Würzburg. „Die Leute können sich an uns mit jedem Problem wenden.“

Wenn der aus Polen stammende Zgraja von seiner Arbeit spricht, bedient er gern Parabeln. Damit lassen sich seiner Meinung nach komplizierte Sachverhalte verständlicher illustrieren. Was liegt in einer Weinbau-Region näher als die Geschichte eines Winzers? Also erzählt Zgraja das Gleichnis vom Xenling. Der Name spielt auf das griechische Wort „xenos“ - der Fremde - an.

„Viele Zuwanderer wissen nicht, dass es die Möglichkeit gibt, einen kostenlosen Sprachkurs zu machen.“

Sebastian Zgraja Migrationsberater

Laut der Erzählung verkostete ein Winzer auf einer Reise einen ihm bis dahin unbekannten Wein. Kurzerhand beschloss er, die Rebsorte in seinem Weinberg anzupflanzen. Als erfahrener Winzer wusste er, dass die Rebe ihn nur dann mit den besten Früchten beschenken würde, wenn er sich ihr mit seinem ganzen Fachwissen und seiner jahrelangen Erfahrung im Weinbau zuwendete.

Daher suchte er einen geeigneten Standort mit richtiger Bodenbeschaffenheit und guter Sonneneinstrahlung aus. Er pflanzte die Jungreben des „Xenlings“ sorgfältig an. Dann sorgte er für die notwendigen Rank- und Kletterhilfen, um die Neulinge bei der Domestizierung zu stützen und vor den Einwirkungen von Regen, Sturm und Wind zu schützen und zu stärken. Nur auf diese Weise konnte er darauf hoffen, dass der Wein seine volle Pracht, den vollen Geschmack und seinen besten Charakter entfalten würde. Und siehe da, der Xenling lohnte dem Winzer seine Mühe und wuchs und gedieh.

„Migranten sucht Verwurzelung“

Mit den Zuwanderern verhält es sich laut dem Caritas-Mitarbeiter ähnlich wie mit der Weinrebe im Gleichnis. Der Migrant suche in der neuen Heimat vor allem Halt und Verwurzelung. Nur wenn sein Wurzelwerk ausreichend mit den Nährstoffen des neuen Bodens versorgt werde, könne er sich wirklich entfalten. Die Erfahrung der Beratungsstelle zeige jedoch, dass nicht immer gute äußere Bedingungen seitens der Gesellschaft gegeben seien. Allerdings haben die Berater auch festgestellt, dass manche Migranten auch nicht bereit sind, sich auf die neue Umgebung einzulassen.

Zgraja hält die Stärkung der Sprachkompetenz der Migranten für eine der wichtigen Voraussetzungen für eine gelungene Integration. Denn mit ausreichenden Deutschkenntnissen könne man am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Das müsse aber nicht viel kosten. „Viele Zuwanderer wissen nicht, dass es die Möglichkeit gibt, einen kostenlosen Sprachkurs zu machen.“

Wie der Caritas-Mitarbeiter weiß, werden viele Migranten in Zeit- und Leiharbeiterfirmen ausgebeutet oder wegen ihrer Verunsicherung und Unkenntnis ihrer Rechte schlecht entlohnt. Doch oftmals wehrten sich die Migranten nicht, weil sie Angst hätten, dass sie ausgewiesen würden.

Personen und Initiativen helfen

Gegenüber diesen negativen Erfahrungen stehen aber auch viele positive: Immer mehr Einzelpersonen und Initiativen setzen sich zunehmend für eine gute Integration der Zuwanderer ein. So gibt es seit Jahren in Lengfeld, auf dem Heuchelhof oder in Hettstadt sehr aktive Initiativen, die den Migranten konkrete Angebote zur sprachlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Integration machen.

Einen wichtigen Aspekt seiner Tätigkeit nennt Zgraja „interkulturelle Öffnung“. Das ziele darauf ab, Missverständnissen insbesondere bei Einheimischen vorzubeugen. Solche Missverständnisse erlebe er immer – bei der Suchtberatung zum Beispiel. Es sei für viele Migranten nicht nachvollziehbar, dass sich in Deutschland der Betroffene selbst bei einer Beratungsstelle melden müsse und dass er nicht von irgendeiner Behörde oder vom Arzt hingeschickt werde. Dieses Verhalten könnte falsch interpretiert werden, indem der Berater dem Betroffenen attestiere, keinen erkennbaren Willen zur Therapie zu zeigen.

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