Mitte September führten die Allgemeinen Sozialen Beratungsdienste (ASBD) der Caritas in der Diözese Würzburg die jährliche Stichtagserhebung in ihren neun unterfränkischen Beratungsstellen durch. Die Erhebung fand zeitgleich bei allen Allgemeinen Sozialen Beratungsdiensten der Caritas im Bundesgebiet statt. Das Ergebnis: 54 Prozent der Ratsuchenden haben konkrete finanzielle Notlagen und sind damit unmittelbar von materieller Armut betroffen. Dass Rechnungen und offenen Forderungen nicht mehr bezahlt werden können oder notwendige Anschaffungen nicht mehr geleistet werden können, werde immer häufiger in den Beratungsgesprächen thematisiert, bestätigt auch Kilian Bundschuh, Referent Besondere Lebenslagen im Diözesancaritasverband. „Und die steigenden Preise für Energie, Miete und Lebensmittel verschärfen die Probleme von armutsgefährdeten Menschen noch einmal stark.“ So gaben 77 Prozent der Ratsuchenden beim unterfränkischen ASBD an, dass sie aufgrund der Inflation und Preissteigerungen ihren Lebensstandard im laufenden Jahr weiter einschränken mussten. „Das sind starke Einschnitte, die bei den Betroffenen oft nicht ohne Folgen für die soziale, körperliche und psychische Gesundheit bleiben“, gibt Bundschuh zu Bedenken.
Einkommen reicht häufig nicht aus
Die Stichtagserhebung ergab außerdem: Obwohl rund ein Drittel der Hilfesuchenden über ein eigenes Erwerbseinkommen verfügt und 15 Prozent Rentenbezieher sind, reicht das Einkommen bei einem sehr großen Anteil dieser Menschen zum Lebensunterhalt nicht aus. „Dieses müsse dann durch Sozialleistungen aufgestockt werden“, erklärt der Referent. Grund hierfür seien unter anderem prekäre Beschäftigungsverhältnisse und niedrige Löhne, mit denen der Bedarf einer Familie mit mehreren Kindern nicht gedeckt werden könne.
51 Prozent der Ratsuchenden im Allgemeinen Sozialen Beratungsdienst der Caritas haben einen Migrationshintergrund. Auch wenn die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund seit 2020 leicht rückläufig sei, so Bundschuh mit Verweis auf die Beobachtungen der Beraterinnen und Berater, sei die Beratung dieser Menschen mit einem hohen Aufwand verbunden. Neben Sprachhürden und sozialrechtlichen Fragestellungen machten asyl- und ausländerrechtliche Probleme diesen Menschen die größten Schwierigkeiten.
Mit Blick auf die Geschlechterverteilung zeige sich Folgendes: 65 Prozent der Rat- und Hilfesuchenden in der Allgemeinen Sozialberatung in Unterfranken sind überwiegend weiblich. Besonders stark sei in den letzten Jahren zudem der Anteil der alleinerziehenden Frauen und Mütter angewachsen, so Bundschuh.
Und auch der Anteil der älteren Rat- und Hilfesuchenden in den unterfränkischen Sozialberatungsstellen ist konstant hoch, zeigen die aktuellen Auswertungen. 26 Prozent der Klienten seien über 60 Jahre alt.
Beratungsstellen helfen
Die Dienste des ASBD finanzieren sich zu 100 Prozent aus Eigenmitteln der Caritas, so Bundschuh. Eine öffentliche Refinanzierung sei die Ausnahme. „Die Stellen sind direkt, ohne Hürden und bürokratische Anforderungen zugänglich und bieten erste Hilfe in allen Lebenslagen“, erklärt Bundschuh. Gerade mit Blick auf die aktuellen Stichzahlen sei diese Hilfe unerlässlich. Dies bestätige sich damit noch einmal mehr als deutlich.
Theresa Hepp
Ansprechpartner im DiCV
Für weitere Informationen, Zahlen oder O-Töne zur Stichtagserhebung steht Kilian Bundschuh, Referent Besondere Lebenslagen, unter der Telefonnummer 0931 386 – 66614 oder unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! gerne zur Verfügung.