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Caritas und Rotes Kreuz etablieren in Rottendorf Demenzarbeit mit vielen Facetten – Würzburg. Lebensqualität hinzugewinnen, das sollen Menschen mit Demenz ebenso wie ihre Angehörigen durch die neue Demenzarbeit in Rottendorf. Die Kreisverbände von Caritas und Bayerischem Roten Kreuz (BRK) kooperieren hierbei mit der Rottendorfer Gemeinde. Familien, in denen ein Mitglied an Demenz erkrankt ist, finden im Haus der Begegnung in Rottendorf ab sofort Hilfe. Einrichtungsleiter Thomas Geiger und Altenpflegerin Franziska Beniamino bieten bis zu zehn Beratungsstunden im Monat an.

Dass es in Rottendorf jetzt eine feste Anlaufstelle für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen gibt, bedeutet für die Betroffenen eine große Hilfe. Denn die Krankheit „Demenz“ belastet die betroffenen Familien immens. Wer einen an Alzheimer oder einer anderen Demenzform erkrankten Menschen pflegt, ist damit, zumindest in einem fortgeschritteneren Stadium, oft rund um die Uhr beschäftigt. Das kann Angehörige bis zur völligen Erschöpfung aufreiben. Alltagsbegleiter der Würzburger Caritas versuchen, im häuslichen Umfeld zu entlasten. Im Seniorenzentrum des BRK in Rottendorf werden demente Menschen tageweise oder auch nur halbe Tage lang liebevoll betreut.

Dank der Kooperation von Caritas, BRK und Gemeinde werden Familien mit einem an Demenz erkrankten Mitglied in Rottendorf seit Monatsbeginn intensiver unterstützt, als dies derzeit noch in vielen anderen Gemeinden der Fall ist. Wer einmal Zeit für sich haben möchte, kann seinen erkrankten Angehörigen ab dem 12. April einmal im Monat zu den „Sonnenstunden“ der Caritas ins Haus der Begegnung bringen. Franziska Beniamino singt mit den Seniorinnen und Senioren einen Nachmittag lang alte Lieder, sie bringt das Gedächtnis der Erkrankten spielerisch auf Trab und leitet zu leichten Bewegungsübungen an. Am Ende jeder „Sonnenstunde“ gibt es Kaffee und Kuchen.

Für Angehörige ist es oft sehr schwer, zu lernen, auf eine angemessene Weise mit dem Krankheitsbild Demenz umzugehen. „Die Persönlichkeit verändert sich“, erklärte Dr. Elisabeth Jentschke, Leitende Psychogerontologin in der Geriatrischen Rehabilitationsklinik der Arbeiterwohlfahrt. Damit wandelt sich auch das Verhalten. All das, was an dem Partner einmal liebenswert war, das, weshalb man sich vor Jahrzehnten einmal in ihn verliebt und ihn schließlich geheiratet hat, kann allmählich verschwinden. Diese Tatsache anzunehmen und zu verstehen, bedeutet laut Jentschke eine große Herausforderung: „Körperlich sichtbare Krankheiten, etwa eine Lähmung, sind wesentlich leichter zu akzeptieren.“

Antidementive Mittel können helfen, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. „Wichtig ist allerdings, früh zu diagnostizieren, welche Form der Demenz hinter einer Beeinträchtigung des Gedächtnisses steckt“, betonte die Demenzspezialistin. In mehr als der Hälfte der Fälle stellt sich nach gründlicher Untersuchung heraus, dass eine Alzheimer-Erkrankung vorliegt. Es kann sich aber auch um eine vaskuläre Demenz handeln. Mindestens jeder zwanzigste Patient, der sich wegen Gedächtnisschwächen untersuchen lässt, hat letztlich gar keine Demenz: „Medikamente, Mangelernährung oder eine Unterfunktion der Schilddrüse können an Gedächtnisbeeinträchtigungen schuld sein.“

Das Haus der Begegnung in Rottendorf soll zum Ort werden, wohin sich Menschen mit beginnender Demenz und ihre Angehörigen mit all ihre Fragen und Ängsten wenden können. Hier werden sie ausführlich sozialrechtlich beraten. Und das immer weiter verzweigte Hilfenetz in Würzburg wird ihnen aufgezeigt. In dieses Netzwerk ist auch der Würzburger Verein „Halma - Hilfe für altersverwirrte Menschen im Alltag“ eingebunden. Hier werden Angehörige psychosozial beraten. Und es gibt ebenfalls Entlastung durch Menschen, die sich an mehreren Stunden in der Woche daheim beim Patienten gegen eine Aufwandsentschädigung um den Erkrankten kümmern.

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