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Vom 25. Mai bis 22. Juni war im Würzburger Rathaus die Ausstellung „ausgegrenzt | inhaftiert | vernichtet – sog. „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ im Nationalsozialismus“ des AK Stolpersteine Würzburg und der BAG Wohnungslosenhilfe e.V. zu sehen. Das Interesse von Schulklassen an der Ausstellung war groß. Rund 15 Klassen haben eine Ausstellungsführung gebucht.

Mitarbeiter*innen und Ehrenamtliche der Jugendbildungsstätte Unterfranken, des AK Stolpersteine und von youngcaritas haben sich in den Wochen vorher inhaltlich auf die Ausstellung vorbereitet und Führungen für Schulklassen angeboten.

Besonders rege wurde der auch heute noch genutzte Begriff „asozial“ diskutiert. Welche Bevölkerungsgruppen sind damit oft gemeint, welches Verhalten wird damit beschrieben und wo gibt es Unterschiede und Kontinuitäten zu der Verwendung des Begriffs im Nationalsozialismus?

Klar ist, dass in dem Wort eine gewaltvolle Geschichte steckt: denn wer in der NS-Zeit als „asozial“ eingestuft wurde, hatte kaum noch eine Lebensberechtigung. Die Menschen, die als „asozial“ bezeichnet wurden – meist in Armut lebende Menschen wie Wohnungslose, Bettler, Arbeitslose, Suchtkranke, Prostituierte (u.a.) – wurden systematisch kriminalisiert, inhaftiert und in den Konzentrationslagern vernichtet.

Jahrzehntelang wurde das an diesen Menschen begangene Unrecht nicht gesehen. Viel zu spät, erst am 13. Februar 2020, wurden sie als Opfer des Nationalsozialismus vom Deutschen Bundestag anerkannt.

Den Veranstalter*innen war es wichtig, auch auf heutige Ausgrenzungen und Abwertungen von wohnungslosen, armen und unangepasst lebenden Menschen hinzuweisen. Daher haben Mitarbeiter*innen aus sozialen Fachdiensten wie dem Kreuzbund, der HIV-/Aids-Beratung und der Wohnraumvermittlung über ihre Arbeit berichtet und von Ausgrenzung heute gesprochen.

„In Würzburg leben viele Menschen über Jahre hinweg in sehr schlechten Wohnverhältnissen: sie wohnen z.B. in überfüllten Geflüchteten-Unterkünften oder Verfügungswohnungen, in viel zu kleinen Wohnungen oder in Wohnungen mit Schimmel. Für Menschen mit wenig Geld ist es sehr schwierig bezahlbaren und ordentlichen Wohnraum in Würzburg zu finden. Das hat Folgen: Das enge Zusammenleben von vielen Menschen sorgt für Stress, Konflikte und gesundheitliche Probleme. Das kann man als eine Form von aktueller Ausgrenzung und Benachteiligung von armen Menschen bezeichnen“, so eine Mitarbeiterin der Caritas Wohnraumvermittlung.

Am 27. Juni fand die 31. Stolperstein-Verlegung in Würzburg statt. Unter anderem wurden Stolpersteine für Ausgegrenzte aus Würzburg verlegt, deren Lebensgeschichten in der Ausstellung erstmals öffentlich gemacht wurden. Weitere Infos zur Stolpersteinverlegung: https://stolpersteine-wuerzburg.de/wp-content/uploads/2022/02/Stolperplakat-27.6.2022-web.pdf

Esther Schießer | youngcaritas Würzburg

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