Kleidung aus hochwertigem Material gibt es im Caritasladen für Bedürftige ganz umsonst. „Beim letzten Mal bekamen wir sogar ein T-Shirt mit den Simpsons drauf“, erzählt Wallrapp. Für die Kinder sei es sehr wichtig, etwas zum Anziehen zu haben, das sie den anderen auch zeigen könnten. Denn alte Sachen, die kämen bei den Gleichaltrigen ziemlich schlecht an. Wallrapp: „Auch unser Sohn wurde wegen der Kleidung schon öfter beleidigt.“ Einmal habe jemand „Assi“ zu dem Zehnjährigen gesagt. Das ist schlimm für das Kind: „Wobei er uns keinen Vorwurf macht.“ Die Zeiten seien schlecht. Und die Jobs, die er zuletzt gehabt habe, unglaublich mies bezahlt.
Im Caritasladen gibt es bequeme Wäsche für die Nacht, Hemden, Röcke, Schals und Mützen bis hin zu kuscheligen Wolldecken. „Das hier, damit könnte man doch direkt ins Theater gehen“, sagt Eleonore Baron und zieht ein „kleines Schwarzes“ mit Glitzeroberteil hervor. Die 77-Jährige hilft seit Eröffnung des Ladens Anfang 2009 mit, Kleider an Bedürftige auszugeben. Rund 50 Männer und Frauen engagieren sich für das Projekt der Caritas. Pro Jahr bringen sie um die 5.000 Stunden ehrenamtlich ein, etwa 32.000 Kleidungsstücke wechseln innerhalb eines Jahres an den Ausgabetagen dienstags und donnerstags den Besitzer. 5.500 Bedürftige werden jährlich versorgt.
Dass die Innenstadt mit Klamottenläden gepflastert ist, nützt Anna Albert (Name geändert) nichts. Die 55 Jahre alte Frührentnerin muss mit knapp 600 Euro Rente über die Runden kommen: „Da bleiben mir nicht einmal 200 Euro zum Leben.“ Es sei schon bitter, sagt sie, an den Auslagen vorbei zu flanieren und sich nichts leisten zu können: „Doch ich verdiente früher als Großhandelskauffrau so wenig, dass meine Rente nun derart mager ist.“ Vom Caritasladen ist sie äußerst angetan. Natürlich sxei das keine exklusive Boutique. Doch die Menschen, die hier arbeiten, seien immer sehr freundlich. Niemand brauche das Gefühl haben, ein Bittsteller zu sein
Reklame muss der Caritasladen nicht für sich machen. Im Gegenteil, so Christiane Weinkötz, die beim Kreisverband der Caritas für die Sozialarbeit zuständig ist: „Der Bedarf wäre noch größer.“ Darum sucht die Caritas auch nach weiteren Ehrenamtlichen. Vor allem für jene Nachmittage am Mittwoch und Freitag, wenn gebrauchte Kleidung angenommen wird. „Beim letzten Mal kamen 70 Menschen, manche mit nur einer Tüte, manche mit fünf Kartons“, erzählt Erich Biedermann, der sich ebenfalls seit über drei Jahren im Caritasladen engagiert. Auch Geldspenden bräuchte das Team. Weinkötz: „Denn wir müssen 12.000 Euro pro Jahr aus Eigenmitteln aufbringen.“
Dass es Menschen gibt, denen das Schicksal armer Leute nicht schnurz ist, das schätzt Anna Albert sehr. Das Team des Ladens habe es ihr auch leicht gemacht, die anfängliche Scheu zu überwinden. „Es war nicht einfach für mich, hierher zu kommen“, gibt die Rentnerin zu: „Denn ich bin so erzogen worden, dass man nicht von anderen schnorrt.“ Inzwischen weiß sie, dass sie keine „Schnorrerin“ ist, wenn sie einmal im Vierteljahr den Caritasladen betritt und ihre Karte mit den Kleiderwünschen abgibt. Im Bistro des Ladens sieht sie außerdem, dass sie nicht alleine ist. Viele warten hier an den runden Tischen, bis sie mit dem „Einkauf“ an der Reihe sind.
Die Ausgabe von Kleidung erfolgt am Dienstag und Donnerstag von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr. Kleiderspenden werden immer mittwochs von 15 bis 18 Uhr und freitags von 15 bis 17 Uhr entgegengenommen. Spenden können auf das Konto Nummer 203001105 bei der Liga Bank (BLZ 750 90300) eingezahlt werden. Verwendungszweck: Spende Patenschaft CL.