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Wohlfahrtsverbände protestieren gegen Druck in der Pflege

Im Rahmen der Kampagne „Ambulante Pflege zu Dumping-Preisen – Darauf ist doch keiner scharf!“ fuhr am vergangenen Montag ein Autokorso der Ambulanten Pflegedienste durch Würzburg. Alle Wohlfahrtsverbände hatten sich hierzu zusammengeschlossen, um auf die schwierigen Bedingungen der Mitarbeiter in der Ambulanten Pflege hinzuweisen und um Druck auf die Kranken- und Pflegekassen auszuüben, die ambulante Pflege endlich angemessen zu vergüten. Die Kampagne findet bayernweit statt.

Mit einem Hupkonzert machten sich die 24 Autos der AWO, Caritas, Diakonie, des Roten Kreuzes und der Johanniter auf dem Unteren Markt bemerkbar. Die Vertreter der vier großen Kassen AOK, DAK, BARMER und TKK waren eingeladen, einen offenen Brief mit Forderungen der ambulanten Pflegedienste in Empfang zu nehmen. Doch nur die AOK wurde vertreten durch den Bereichsleiter für Firmenkunden Roland Lörner, der damit ein positives Signal für die anstehenden Verhandlungen auf Landesebene zwischen den Kassen und den Pflegediensten setzte.

Matthias Fenger, Geschäftsführer der Caritasverbandes für die Stadt und den Landkreis Würzburg, erklärte den Hintergrund der Kampagne und ließ seine Aussagen durch ein Praxisbeispiel einer Mitarbeiterin aus dem Roten Kreuz untermauern: Anne Deschner, seit dreißig Jahren in der Ambulanten Pflege, beschrieb eine Pflegetour und den enormen Zeitdruck, unter dem die Mitarbeiter täglich stünden. Um den aktuellen zeitlichen Vorgaben gerecht zu werden, müsste nach einem bekannten amerikanischen Modell ein Care-Drive eingefügt werden, so Deschner: hierfür müssten die Patienten z.B für eine Medikamenteneingabe schon am Straßenrand mit einem leeren Glas stehen. Der ambulante Pflegedienst könnte im Vorbeifahren das Wasser einschenken, die Medikamente verabreichen und gleich weiter fahren. Deschners Beispiel wurde mit einer intensiven Hupeinlage der anwesenden Mitarbeiter belohnt.

Hendrik Lütke, Leiter des Bereichs Altenhilfe beim Diakonischen Werk, hob die Fachlichkeit der Pflegekräfte gegenüber einer Pflege durch Angehörige hervor und betonte, dass pflegende Angehörige die fachliche Kompetenz der Pflegekräfte schätzen und gerne auf diese zurückgreifen. Gemeinsam könne zugunsten des Pflegebedürftigen viel erreicht werden. Aber eine qualitativ hochwertige Pflege brauche Ressourcen, Geld und vor allem Zeit, schloss er seine Ausführungen.

Aus Sicht eines Trägers schilderte AWO Kreisgeschäftsführer Guntram Scheller die Situation: Das Preisdiktat der Kranken- und Pflegekassen für Vergütungen der häuslichen Kranken- und Altenpflege müssen ein Ende finden. Nur so könnten die Dienste eine qualitätsvolle und der Würde des pflege- und hilfsbedürftigen Menschen entsprechende ambulante Pflege sicher stellen.

In Anwesenheit vieler Mitglieder des Seniorenbeirats und anderer geladenen Gästen nahm Lörner im Nahmen der AOK den offenen Brief mit dem Versprechen entgegen, ihn an die Arbeitsgemeinschaft der Kranken- und Pflegekassen in Bayern weiter zu leiten. Er sprach sich als Partner der ambulanten Dienste aus und betonte, dass die Kranken- und Pflegekassen zur Stärkung der ambulanten Pflege nach dem Grundsatz „ambulant vor stationär“ stünden. Den nicht anwesenden Kassen wird der Brief der Post zugestellt.

Der Seniorenbeirat der Stadt Würzburg unterstützt die Wohlfahrtsverbände in dieser Aktion. Viele Mitglieder des Seniorenbeirats folgten der Einladung der Pflegedienste, eine Pflegetour zu begleiten und den Alltag der ambulanten Pflege in all ihren Facetten zu erleben.

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