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Hinschauen statt Wegschauen hieß es beim alternativen Stadtrundgang zum Thema Wohnungslosigkeit „Würzburg offside“, den die 9. Modellklasse des Deutschhaus-Gymnasiums am Wandertag machte. Gemeinsam mit den youngcaritas-Akteurinnen Esther Schießer (für die Stadt und den Landkreis Würzburg)und Katharina Samfaß (für die Diözese Würzburg) erkundeten sie eine Lebenswelt, die sich meist im Abseits abspielt.

„Wir wollten an die Schülerinnen und Schüler ein Thema herantragen, das uns täglich begegnet – beim Einkaufen in der Stadt oder auf dem Schulweg. Wohnungslose Menschen sind Teil unserer Alltagserfahrung, doch meist schauen wir weg und setzen uns nicht damit auseinander.“, so die youngcaritas-Projektkoordinatorin Esther Schießer. „Der Stadtrundgang ist eine gute Gelegenheit sich einmal Fragen zu stellen, wie zum Beispiel: Warum verlieren Menschen ihre Wohnung? Wo finden sie Hilfe? was kann ich persönlich tun? Welche gesellschaftlichen Veränderungen wären hilfreich?“

Zusammen mit den fachkundigen Stadtführern Bernhard Christof (Fachbereichsleiter Gefährdetenhilfe beim Diözesan-Caritasverband Würzburg) und Franziskaner-Minorit Bruder Tobias (Straßenambulanz), der schon vor einigen Jahren bereits eine ähnliche Stadtführung für Erwachsene anbot, besuchten die Schülerinnen und Schüler Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe in Würzburg. In der Elisabethstube, der Wärmestube, dem „underground“ und der Kurzzeitübernachtung beantworteten vor Ort jeweils Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung die Fragen der Jugendlichen.
Der Stadtrundgang endete mit einer sehr persönlichen Begegnung:  Berti, der seit elf Jahren auf der Straße lebt, erzählte der Schulklasse von seinen Erfahrungen. „Wenn du obdachlos wirst, fühlst du dich so, als ob du von einem hohen Turm in ein tiefes schwarzes Loch fällst.“, erklärte Berti. Doch natürlich gebe es auch glückliche Momente, an denen man sich hochziehe: „Vor einigen Tagen hatte ich Geburtstag und eine gute Freundin hat mir eine Jahreskarte für die Bücherei geschenkt!“ Berti engagiert sich schon seit einiger Zeit für den Austausch und die Sensibilisierung von jungen Menschen für das Thema Wohnungslosigkeit. Die Jugendlichen waren beeindruckt von seiner Offenheit und froh über die Möglichkeit, einmal ungeniert Fragen stellen zu können: „In welchen Städten warst du schon?“, „Was ist dein Traumjob?“, „Was trägst du immer bei dir?“, „Über welche Medien informierst du dich?“, „Wie schaut dein Alltag aus?“ – die Neugier der Schülerinnen und Schüler war groß. Eine Schülerin meinte in der Abschlussrunde: „Ich hatte so viele Fragen im Kopf, hatte bisher jedoch nie die Gelegenheit einen betroffenen Menschen einmal selbst zu fragen.“ Insgesamt bot dieser etwas andere Wandertag die Chance Fragen zu stellen und sich so näher zu kommen, hinzuschauen und miteinander zu reden.

Esther Schießer

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