Über 100 Gäste folgten der Einladung zur Festveranstaltung anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Haus der Begegnung (HdB) in Rottendorf. Nach der Begrüßung durch die HdB-Leiterin Mirjam Gawenda, Rottendorfs Bürgermeister Roland
Schmitt und Caritasgeschäftsführer Stefan Weber feierte die Festgesellschaft mit der evangelischen Pfarrerin Barbara Renger, Pfarrer Gerhard Weber und Diakon Werner Trenkamp einen ökumenischen Gottesdienst. Den musikalischen Rahmen gestaltete der Rottendorfer Posaunenchor.
Kurzweilig, interessant und amüsant war die anschließende Podiumsdiskussion, die unter dem Motto „Zeitreise mit Blick in die Zukunft – Visionen erlaubt“ stand. Moderator Claus Schreiner entlockte den Podiumsgästen, Altbürgermeister Georg Brohm, Bürgermeister Roland Schmitt, HdB Leiterin Mirjam Gawenda, ihrem Vorgänger Thomas Geiger, Seniorenrätin Edda Rieke und Kursleiterin Berrin Ayyildiz, Geschichten, Informationen und Anekdoten zu den Anfängen und der Entwicklung des HdB und ermunterte sie, Wünsche und Visionen für die Zukunft zu formulieren.
Wie alles begann
Bereits in den 1990er Jahren hatte Rottendorfs Gemeinderat die Notwendigkeit und die Chancen, Senioren in das aktive Gemeindegeschehen stärker einzubeziehen, erkannt, erläuterte der damalige Bürgermeister Georg Brohm. Der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg e.V. wurde als Kooperationspartner gewonnen und so konnte die Seniorenbegegnungsstätte 1996 mit Klaus Korbmann als Leiter eröffnet werden.
Sein Nachfolger Thomas Geiger, Leiter von 2000 bis 2013, erzählte, warum sich das Seniorenbegegnungszentrum im Laufe der Jahre zum generationenübergreifenden Haus der Begegnung, mit einem breit gefächerten Programm für Jung und Alt weiterentwickelte. „Ich würde gerne kommen, aber ich bin noch nicht alt genug“, hörte der Sozialpädagoge nicht selten von interessierten Rottendorfern. Geiger orientierte sich am Bedarf der Menschen im Ort. Es entstand die Idee, einen Computerkurs für Frauen anzubieten. Geiger startete einen Versuchsballon und rechnete mit fünf, sechs Anmeldungen. Tatsächlich meldeten sich 32 Frauen an, nun hieß es in kurzer Zeit Computer zu organisieren, gebraucht, gespendet oder durch Spenden finanziert.
Vielfältiges Kursangebot, angepasst an die Bedürfnisse der Bürger
Seither ist das Kursangebot im HdB stetig gewachsen. Es reicht von Englischkursen über Blasrohr- und Bogenschießen, Beckenbodengymnastik bis hin zu Sitztanz für Senioren und Ballett für Kinder. Das Haus der Begegnung ist Treffpunkt für den Strickkreis, die Malgruppe Pinselstrich, für die Schafkopfrunde und viele andere Gruppen und Einzelpersonen. Für Bürgermeister Roland Schmitt ist das Programm im HdB eine wunderbare Ergänzung zum VHS Programm in der Gemeinde. Er ist sich sicher, dass das Erfolgsrezept des HdB, das Begegnung, Beratung, Bildung und Freizeit auf seine Fahnen schreibt, in seiner bedürfnis- und zukunftsorientierten Angebots- und Arbeitsweise liegt.
Haus der Begegnung ist einzigartig
Mirjam Gawenda, HdB Leiterin seit 2013, sieht das genauso. Die Antwort auf die Frage, was sie motiviert hat, die Leitung des HdB zu übernehmen, fällt ihr nicht schwer. „Das Haus der Begegnung in Rottendorf ist einzigartig“, so die Sozialpädagogin mit Masterabschluss. „Die Aufgaben sind vielfältig und die unterschiedlichen Akteure in der Gemeinde sind gut vernetzt.“ Neben der Organisation der Angebote arbeitet Gawenda in unterschiedlichen Gremien der Gemeinde mit. Das Haus der Begegnung ist aber vor allem auch eine Anlaufstelle für Menschen in Not. Rund 150 terminlich vereinbarte Beratungen führt die Fachfrau im Jahr durch. Hinzu kommen zahlreiche Anfragen im laufenden Betrieb, sozusagen zwischen Tür und Angel. Egal, ob es um Fragen im Pflegebereich, Kommunikation mit Behörden und öffentlichen Einrichtungen oder den Aufbau von Hilfesystemen geht, Gawenda ist Ansprechpartnerin für die Menschen aller Generationen im Ort. Ihr Wunsch für die Zukunft: „Ich möchte, alle Generationen im Ort ansprechen und einbinden und das Angebot des HdB an den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen weiterentwickeln und ausrichten.“ Damit das gelingt, lud die engagierte Gastgeberin die Anwesenden ein, Wünsche und Anregungen auf vorbereitete Wunschzettel zu schreiben, die in Wahlurnen der Gemeinde gesammelt wurden.
Beindruckende Vielfalt
Seniorenrätin Edda Rieke und Kursleiterin Berrin Ayyildiz versprachen Gawenda auch weiterhin ihre Unterstützung. Beide Frauen dankten der HdB-Leiterin für ihr unermüdliches Engagement, ihr stets offenes Ohr für Anliegen der Rottendorfer Bürger und das umfangreiche, vielfältige Angebot. „Mich beeindruckt die Vielfalt und Buntheit hier im HdB“, so Edda Rieke und Berrin Ayyildiz, türkisch stämmige Rottendorferin, die seit 16 Jahren in der Gemeinde lebt und engagiert ist, schätzt es sehr, dass die interkulturelle Arbeit in der Gemeinde einen hohen Stellenwert hat.
Goldenes Caritaskreuz für Ingrid Hesselbach
Bevor, wie auf der Einladung zur Jubiläumsveranstaltung angekündigt, die Korken knallten, gab es noch einen ganz besonderen Programmpunkt. Domkapitular Clemens Bieber verlieh Ingrid Hesselbach, Mitarbeiterin im HdB seit der ersten Stunde, für ihr 20-jähriges haupt- und ehrenamtliches Engagement das Goldene Caritaskreuz und verabschiedete die hauswirtschaftliche Mitarbeiterin ganz offiziell in den beruflichen Ruhestand; ehrenamtlich wird „Mutter Hesselbach“ dem HdB auch weiterhin zur Verfügung stehen und verbunden bleiben.
Tag der offenen Tür mit Mitmachaktionen für Groß und Klein
Am Tag nach der offiziellen Jubiläumsveranstaltung lud das HdB alle Interessierten zum Tag der offenen Tür. Zahlreiche Angebote und Kurse wurden vorgestellt und Mitmachaktionen für Groß und Klein angeboten. Die Besucher konnten Werke des Strickkreises, der Handarbeitsgruppe und der Malgruppe Pinselstrich bewundern. Es gab Vorführungen der Blasrohr- und Bogenschießgruppe und Informationen über Gedächtnistraining, Qi Gong und viele weitere Angebote und Kurse im Haus. Bürgermeister Roland Schmitt bewies Rhythmusgefühl beim Sitztanz und Mitarbeiterinnen der Caritas Sozialstaion St. Norbert boten Blutdruck- und Blutzuckermessungen an. Wer ein Gefühl dafür bekommen wollte, wie beschwerlich Alltagssituationen wie z.B. Treppensteigen im Alter werden können, konnte dies mit einem Alterssimulationsanzug ausprobieren.
Auch wenn es zwischendurch ein wenig nieselte, genossen die Besucher die angenehme Atmosphäre im HdB und während die Rottendorfer Romusband für die musikalische Unterhaltung sorgte, ließen viele Besucher es sich bei Kaffee, Kuchen, Crêpes und Popcorn gut gehen.
Claudia Jaspers