Damit das Leben für jeden Menschen in einer Krise gut weitergeht - dafür arbeiten Krisendienst, Gesprächsladen, TelefonSeelsorge und AGUS. Zusammen gestalten sie seit zehn Jahren verschiedene Veranstaltungen zum Welt-Suizidpräventionstag. So auch in diesem Jahr:
Am Freitag, 4., und Samstag, 5. September,gibt es einen Infostand in der Stadtbücherei, mit Mitarbeiterinnen von AGUS und Krisendienst. Am Suizidpräventionstag, Donnerstag, 10. September, stehen Mitarbeitende aller vier Einrichtungen von 14-16.30 Uhr an einem Stand am Dominikanerplatz, vor dem Gesprächsladen, für Informationen und Gespräche zur Verfügung. Um 17 Uhr laden sie zu einem meditativen Gottesdienst in die Augustinerkirche ein. Um 18.30 Uhr wird im Programmkino Central der Film „Helen“ gezeigt. Er handelt davon, wie eine schwere Depression eine erfolgreiche, familiär eingebundene Frau aus der Normalität herauskatapultiert, sie in Lebensgefahr bringt, und wie sie um ihr Weiterleben kämpft. Auch hier sind die Mitarbeitenden von TS, KD, Gesprächsladen und AGUS für Rückfragen und zur Diskussion anwesend.
51 Anrufe pro Tag
Der Krisendienst Würzburg ist eine spezialisierte Beratungsstelle für Menschen in Suizidgefahr und deren Angehörige. Er wird jedes Jahr von ungefähr 500 Personen für telefonische und persönliche Beratung in Anspruch genommen. Beim täglichen nächtlichen Bereitschaftsdienst melden sich jedes Jahr um die 800 Menschen, um Unterstützung in einer akuten Krisensituation zu bekommen. Bei den 51 Anrufen pro Tag, die die TelefonSeelsorge Würzburg entgegennimmt, kommt in zwei bis drei Gesprächen das Thema Suizid zur Sprache, als eigene Suizidgedanken oder -pläne oder als Sorge um einen gefährdeten Angehörigen oder Freund. Den Gesprächsladen suchen an jedem Öffnungstag bis zu 12 Personen auf, um Hilfe und Entlastung in einer Lebenskrise zu erfahren.
41 Suizide im letzten Jahr
Leider wird nicht jeder suizidale Mensch durch diese Angebote erreicht. 41 Menschen nahmen sich im letzten Jahr in Stadt und Landkreis Würzburg das Leben. Für Angehörige und andere nahestehende Personen ist der Verlust eines geliebten Menschen durch Suizid ein schwerwiegendes Erlebnis, das ihr eigenes Leben dramatisch verändert und ihnen erst einmal die Vorstellung nimmt, es könne irgendwie gut weitergehen. Für diese Menschen ist AGUS, die Selbsthilfegruppe für von Suizid betroffene Angehörige eine wichtige Hilfe zum Verarbeiten dieser Erfahrung und ein Schutz vor einer möglichen eigenen Suizidgefährdung.
Vielfältige Auslöser
Depressionen und andere psychische Erkrankungen, schwere körperliche Einschränkungen, zerbrochene Beziehungen, Verlusterlebnisse, gescheiterte Lebenspläne, finanzielle Nöte: die Auslöser für suizidale Krisen sind vielfältig. Gemeinsam ist den Betroffenen, dass sie sich nicht mehr vorstellen können, wie ihr Leben weitergehen könnte, und dass sie nur noch im Beenden ihres Lebens eine Lösung ihrer Probleme sehen.
Hier setzt die Hilfe der vier Einrichtungen an. Betroffene können offen über ihre Suizidgedanken sprechen und erfahren, dass sie verstanden werden und dass jemand mit ihnen nach Wegen sucht, die das Weiterleben möglich machen. Auch Angehörige finden hier Unterstützung: Sie können über ihre Gefühle sprechen und sie können klären, was ihnen hilft, nicht selbst den Halt zu verlieren und welchen Halt sie ihrem Angehörigen geben können.
Der Krisendienst am Kardinal-Döpfner-Platz 1 ist Montag bis Freitag von 14:00 bis 18:00 geöffnet, Telefon 0931 / 571717, und täglich von 18:30 bis 0:30 Uhr ist unter derselben Nummer ein telefonischer Bereitschaftsdienst erreichbar. Die TelefonSeelsorge ist rund um die Uhr unter der gebührenfreien Rufnummer 0800/1110111 erreichbar. Der Gesprächsladen am Dominikanerplatz 1 hat Montag bis Freitag von 10:00 – 13:00 Uhr und 14:00 – 17:00 Uhr (Mittwochnachmittag geschlossen) eine offene Tür. Die Ansprechpartnerin bei AGUS ist Dietlind Marsch, Telefon 09324/2896.
Ruth Belzner