„Viel Spaß beim Lesen“, wünschte Adrian Jimenez, Leiter von „livebooks, den Schülerinnen und Schülern der elften Klasse, die an diesem Morgen ins Caritashaus gekommen waren. Statt ein Buch zur Hand zu nehmen und darin zu blättern, verteilten sie sich auf kleine Tische und unterhielten sich mit Menschen, die sie noch nie zuvor gesehen hatten. Menschen, denen sie womöglich nie begegnet wären. Georg zum Beispiel, der an einer psychischen Erkrankung leidet. Oder Daniela, die seit acht Jahren trockene Alkoholikerin ist. Als „livebooks“ sind die beiden Teil einer Art lebendigen Bibliothek und können für einen kurzen Zeitraum wie ein Buch ausgeliehen werden – ganz nach dem Motto des Projekts: „Fragen. Verstehen. Wertschätzen.“
Eine Welt ohne Ausgrenzung
Und gefragt wurde viel an diesem Morgen. „Was würdest du heute anders machen?“, wollten die Schüler von Heinz wissen, der nach einem Gefängnisaufenthalt zum Glauben fand. „Hast du eine Beziehung?“, fragten sie Alexander, der HIV-positiv ist. Gespannt und fasziniert lauschten sie den Erzählungen der vier Männer und Frauen, den Geschichten von Schicksalsschlägen und Schattenseiten, aber auch von Träumen und Hoffnungen. In Alexanders Fall ist das eine Welt ohne Diskriminierung und Vorurteile, ohne Ausgrenzung. „Ich bin keine tickende Zeitbombe für mein Umfeld, nur weil ich HIV habe“, sagte er den 17- und 18-Jährigen und gab ihnen mit auf den Weg, offen und tolerant durch die Welt zu gehen.
Unsichtbar für die Gesellschaft
„Durch ihre Lebensumstände werden manche Menschen für die Gesellschaft fast unsichtbar. Livebooks möchte dem etwas entgegensetzen, und das unterstützen wir gerne“, sagten Esther Schießer und Johanna Stirnweiß von youngcaritas Würzburg/Unterfranken, die gemeinsam mit dem Förderverein Wärmestube e.V. ins Caritashaus eingeladen hatten.