Beim Abendlob am 30. Juni in der Kapelle des Mutterhauses bedankte sich Generaloberin Schw. Rita-Maria Käß bei allen, die „in irgendeiner Weise zum Leben in unserem besonderen Pflegeheim beigetragen haben“. Die bisherige Einrichtungsleiterin Schw. Angela Zehe hatte als Motto gewählt: „Für das Vergangene Dank, für das Kommende Ja“. Den Dank an Gott den guten Hirten und die Bitte um das Vertrauen in die Zukunft drückten zahlreiche Symbole aus. Dazu zählten ein Hirtenbild, eine wärmende Decke, vertraute Namen, ein Wegkreuz, eine Bibel, ein Rosenkranz und ein kuscheliges Schäfchen. „Gesegnet seist du, wohin der Weg dich auch führt“, wünschte Schw. Angela mit einem Gebet. Mit bunten Rosen für alle Anwesenden wurde verdeutlicht, dass im Haus Clara in vielfältiger Weise Kostbares aufblühen konnte.
Mit der Schließung des Hauses Clara hat sich zum 1. Juli 2017 die Tagesordnung im Mutterhaus geändert. Die größte Umstellung war die Verlegung der werktäglichen Messfeier von 6:50 Uhr auf 11:30 Uhr. Auch einen neuen Namen hat das Gebäude bekommen: Haus Hannah. Der Name hat sich aus den Vorschlägen aller Schwestern entwickelt. Zum einen steckt „Anna“ darin. So hieß die Mutter von Maria. Hannah selbst war eine betagte, weise Frau in Jerusalem zu der Zeit, als Jesus geboren wurde. Die Prophetin hatte lange auf den Herrn gewartet und viel Zeit im Tempel verbracht. Das betrachten die Ritaschwestern als Anregung für sich selbst.
Am 1. Juli hat auch „Rita`s Welt“ begonnen. So nennt sich das Betreuungs- und Pflegekonzept, das vom „Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg“, dessen Sozialstation St. Rita und von den Ritaschwestern entwickelt wurde. Es gibt vertraute Präsenzkräfte und hauswirtschaftliche Kräfte. Damit ist für die betagten Schwestern eine Rundum-Betreuung, die Struktur ihres Alltags und die nötige Unterstützung bei Gebetszeiten und spirituellen Zeiten gesichert. Die Pflege wird von der Sozialstation St. Rita unter der Leitung von Susanne Aßmann ambulant übernommen. Sie betrifft neben der Grundpflege und Medikamentengabe auch die Bereiche Mobilisation, Früh- und Abenddienste oder Kontrollgänge im Nachtdienst. Koordinationskraft im Haus Hannah ist Irene Albrecht. Ehrenamtliche übernehmen Bereiche wie Gedächtnistraining, Singen, Spazierengehen, Einzel- und Gruppenbegleitungen oder das Kümmern um die Gäste des Café Frederick.
Mit einer Gebetszeit in der Mutterhauskapelle, herzlichen Dankesworten und einem Grillfest in heiterer Atmosphäre war am 24. Juli die offizielle Eröffnungsfeier von Haus Hannah und „Rita`s Welt“. Leitwort war die Schriftstelle „Nehmt Neuland unter den Pflug“ des Propheten Hosea (10,12). Rita`s Welt ist gut gestartet. Die Caritas und die Ritaschwestern betrachten das Konzept gar als beispielgebend. Alte und pflegebedürftige Schwestern können in ihrem vertrauten Umfeld bleiben und bekommen die Hilfe, die sie nötig haben.
Schw. Teresa Reulbach und Irene Konrad
Irene Albrecht
Ich war sechs Jahre lang Pflegedienstleiterin im Haus Clara. Seit dem 1. Juli bin ich bei der Caritas als Koordinationskraft angestellt. Das heißt, ich übernehme in Rita’s Welt Koordinationsaufgaben zwischen der Sozialstation St. Rita und den Ritaschwestern. Das Alten- und Pflegeheim Haus Clara hatte 36 Plätze, nun haben wir 25 Zimmer mit Schwestern mit und ohne Pflegegrade belegt.
Weil wir nicht mehr der Heimaufsicht unterstellt sind, entfallen aufwändige Dokumentationen. Wir können uns beim Versorgen der Ordensschwestern auf die Pflege konzentrieren und besser auf individuelle Wünsche eingehen. Auch die Zusammenarbeit mit Schw. Hildegard, die als Oberin für die Schwestern im Haus Hannah zuständig ist, verläuft in einem guten und offenen Miteinander.
Unsere zehn Mitarbeiterinnen sind meistens Teilzeitkräfte mit flexiblen Dienstzeiten, auch in der Nacht. Dass uns Ehrenamtliche weiter im Café Frederick, bei der Einzelbetreuung oder zur Unterhaltung treu geblieben sind, freut mich. Das ist eine wirkliche Hilfe.
Es ist eine spannende Zeit. Wir sind noch in der Probephase. Unser neues Konzept auf dem Papier ist nicht in Stein gemeißelt. Wir füllen es gerade mit Leben und werden es verändern und anpassen, wo es nötig ist.
Schw. Magdalena Wenig
Am Heiligabend 2016 habe ich einen Schlaganfall erlitten. Mitte dieses Jahres bin ich nach den Krankenhaus- und Reha-Maßnahmen ins Haus Hannah gezogen. Es ist eine Riesenumstellung für mich, aus dem aktiven Leben als Gemeindereferentin herausgerissen worden zu sein und ein Pflegeheim beziehen zu müssen. Ich bin froh, dass wir Ritaschwestern dieses eigene Haus haben. Ich fühle mich durch das Personal sehr gut betreut, rund um die Uhr. Dass die Präsenzkräfte mehr Zeit haben für uns als die Pflegekräfte in anderen Häusern, finde ich super. Sie können uns Heimbewohnern etwas aus der Zeitung vorlesen, uns in den Garten fahren oder die Gänge und Aufenthaltsräume dekorieren. Die Atmosphäre im Haus Hannah ist wirklich gut.
Schw. Christine Happ
Im August bin ich von Geldersheim ins Muterhaus gekommen. Hier mache ich eigentlich das weiter, das ich auch im Altenheim in Geldersheim gemacht habe. Ich kümmere mich im Haus Hannah um die Bewohnerinnen. Dafür gibt es einen Dienstplan. Meistens bin ich in der Wohnküche im 2. Stock. Hier räume ich die Spülmaschine ein und aus, helfe beim Essen ausgeben mit und schaue nach dem Rechten. Wenn ich Zeit habe während meiner Dienstzeit, mache ich mit den Mitschwestern Gedächtnistraining oder lese ihnen etwas vor.
Hanna von Wietersheim
Für mich persönlich ist der Wechsel von Haus Clara zu Haus Hannah sehr gut gelaufen. Meine Aufgaben als Pflegehelferin haben sich deutlich verändert. Als ich vor drei Jahren zu den Ritaschwestern gekommen bin, habe ich überwiegend in der Stationsküche gearbeitet und in der Pflege nur ausgeholfen. Jetzt bin ich komplett in der Pflege und unterstütze damit meine Kolleginnen. Das Haus ist familiär geblieben, so wie es vorher schon war. Die Umstellung war eine aufregende Zeit gewesen und ich musste mich bei der Caritas neu bewerben. Es ist schön, dass ich übernommen wurde. Nach wie vor fühle ich mich hier unter den Schwestern und Kolleginnen sehr wohl.
Schw. Daniela Lenz
Aufgrund meiner Krankheit verbringe ich viel Zeit in meinem Zimmer und im Bett. Den Wechsel habe ich hier miterlebt. Das neue Konzept ist gut, aber auch gewöhnungsbedürftig. Die Messe um 11:30 Uhr ist noch ungewohnt. Früher konnte ich mich besser darauf einstellen, wer von den Pflegekräften da ist. Jetzt kommen unterschiedliche Pflegerinnen ins Haus. Aber dennoch fühle ich mich wohl mit dem neuen Konzept. Über den Lautsprecher kann ich die Gottesdienste mitfeiern und auch sonst am Ordensleben teilnehmen. Das gefällt mir.
Carolin Bartsch
Als Pflegefachhelferin mache ich alle Dienste, auch die Nachtdienste. Ich arbeite 25 Stunden in der Woche und bin seit zweieinhalb Jahren hier. Wir waren ein super Kollegenteam. Die Nachricht, dass Haus Clara geschlossen wird, hat uns sehr betroffen gemacht, trotz der langen Vorlaufzeit von einem Jahr. Mir war von Anfang an klar, dass sich damit etwas ändert und dass einige von uns gehen werden. Das war auch so, der Abschied von den Kolleginnen und Kollegen war traurig.
Trotzdem war der Übergang zur Caritas für mich fließend. Obwohl ich nun mehr gefordert bin und flexibler sein muss. Früher habe ich bei der Arbeit das gemacht, was mir die Fachkraft gesagt hat. Heute bin ich manchmal alleine im Dienst da und muss für das ganze Haus mitdenken. Es ist eine Herausforderung für mich, die mir aber Spaß macht. Ich bin dankbar, dass ich hier bleiben durfte. Ich habe Glück gehabt.
Stefan Weber
Als Geschäftsführer des Caritasverbandes für die Stadt und den Landkreis Würzburg e.V. freue ich mich, dass sich das neue Betreuungskonzept der Ritaschwestern in unsere sozialräumliche Ausrichtung einbettet. Deren Ziel ist es, mit den Menschen eines Quartiers ins Gespräch zu kommen, sei es in einem Stadtteil oder - wie in diesem Falle - in einem Kloster. So erfahren wir aus erster Hand, welche Interessen und Wünsche die Ordensfrauen haben und können gemeinsam mit ihnen denken und Möglichkeiten entwickeln.
Ein solches Vorgehen erforderte Geduld von beiden Seiten, viele Gespräche und Abstimmungen - dafür gibt es kein „Konzept von der Stange“. Am Ende steht nun eine individuelle, auf den Sozialraum bezogene Versorgungsform.
Für die Ritaschwestern bedeutet Rita´s Welt ein Zurückkommen pflegebedürftiger Mitschwestern zu ihrer mit dem Eintritt in den Orden gewählten Lebensform: Leben in der Struktur einer Kongregation. Sie haben sich damit jetzt eine Wohnform geschaffen, um sich auch im Alter und bei Pflegebedürftigkeit ganz auf Gott ausrichten zu können. Dieses Pilotprojekt kann als Modell für andere Orden dienen, die nach Zukunftsperspektiven für älter werdende Ordensgemeinschaften suchen.
Susanne Aßmann
Ich bin Pflegedienstleitung in der Sozialstation St. Rita. Seit dem 1. Juli 2017 gehört das Haus Hannah zu dieser Sozialstation dazu. Über diese Vergrößerung freue ich mich sehr und habe Freude daran, bei der Entwicklung von Haus Hannah mitwirken zu können. In meinen Augen verlief die Anfangszeit sehr positiv. Kleine Stolpersteine konnten schon aus dem Weg geräumt werden und das Team von Haus Hannah hat sich schnell in die neue ambulante Versorgungsform eingefunden.