Auf Einladung der Malteser Integrationsdienste und des Caritasverbandes für die Stadt und den Landkreis Würzburg, gab Njideka Kömm vor rund 30 Interessierten am 30. Januar 2020 im Generationenzentrum-Matthias-Ehrenfried einen Einblick in ihr Geburtsland Nigeria.
Dass so ein Einblick sehr individuell sein kann, machte Njideka Kömm gleich zu Beginn ihres Vortrags deutlich:
„Nigeria ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland und hat etwa 200 Millionen Einwohner in über 400 ethnischen Gruppen. Ich möchte mit Ihnen meinen subjektiven Blick auf mein Geburtsland teilen und kann nicht für alle Nigerianer*innen sprechen. Schließlich hat selbst mein kleines Dorf im Südosten Nigerias drei Millionen Einwohner*innen.“
Nach diesem humorvollen Hinweis auf die Größenverhältnisse im Land, ging Frau Kömm zunächst auf die 10.000-jährige Geschichte der Region ein. So gab es schon früh, vor den ersten Kontakten zu portugiesischen Händlern und dem daraus folgenden Sklavenhandel, eigene Hochkulturen in der Region.
Die Kolonialherrschaft der Briten schilderte sie als die „Geburtsstunde“ des heutigen Nigerias. Zum einen, weil in dieser Zeit die heute noch gültigen Landesgrenzen definiert und die 400 unterschiedlichen ethnischen Gruppen zu einer Einheit zusammengefasst wurden. Zum anderen auch deshalb, weil die britische Herrschaft über Sprache, Lebensmittel, Bildungssystem und andere alltägliche Dinge bis heute ihre Spuren hinterlassen hat.
Informationen zu Bildungssystem, kulturellen Bräuchen und dem Alltag in Nigeria vermittelte Njideka Kömm den gespannten Zuhörer*innen anhand sehr persönlicher Erlebnisse inklusive eigener Hochzeitsfotos und Schüsseln voller Lieblingssnacks wie Plantain Chips (Kochbananen) und Chin Chin (frittierte Teigwürfel).
Im Kontrast zu diesen fröhlichen, hoffnungsvollen Seiten des Landes stehen die vorhandenen Probleme wie Korruption, bittere Armut weiter Bevölkerungsteile, Terrorismus und kulturelle Konflikte zwischen verschiedenen Ethnien um Zugang zu (politischer) Macht und Ressourcen. Durch die von Ehrenamtlichen aus dem Publikum eingebrachten Erfahrungsberichte von Geflüchteten aus Nigeria wurden die möglichen Auswirkungen dieser Probleme auf individuelle Schicksale besonders deutlich.
Am Ende einer lebhaften Diskussion blieb die Erkenntnis, dass über individuelle Fluchtgründe auch individuell entschieden werden muss, sowie das Bild eines vielfältigen und teils widersprüchlichen Landes und einer Referentin, die aller Probleme zum trotz selbstbewusst und optimistisch an eine gute Zukunft für ihr Geburtsland glaubt.
Text und Bild: Tobias Goldmann