Mit dabei war Sozialpädagogin Barbara Stehmann, die von ihren Erfahrungen in der Wohnungslosenhilfe erzählte und die Gruppe auf diese besondere Lebenssituation einstimmte: „Die Arbeit mit Menschen, die gesellschaftlich am Rande stehen, zeigt einem wie weit Leben sein kann.“
Ineinandergreifen vieler Probleme
Auf dem Weg von der Kurzzeitübernachtung, über das underground zur Wärmestube und zum Johann-Weber-Haus erfuhren die jungen Erwachsenen, wo wohnungslose Menschen in Würzburg Hilfe erhalten, aber auch mit welchen Problemen sie konfrontiert sind. Es wurde deutlich, dass es immer ein Ineinandergreifen mehrerer Probleme ist, das zu einem Abrutschen in die Wohnungslosigkeit führt. Pauschale Aussagen – wie „In Deutschland muss doch niemand auf der Straße leben“ – greifen da zu kurz.
Der Weg in die Wohnungslosigkeit war schleichend
Das bestätigte ein Bewohner des Johann-Weber-Hauses im Gespräch mit den Studierenden. Der Weg in die Wohnungslosigkeit sei schleichend gewesen, über zehn Jahre hinweg seien immer mehr Probleme hinzugekommen, bis er keine Briefe mehr öffnete und schließlich vor dem drohenden Rauswurf die Wohnung verließ. Sein Antrieb: „Einfach nur weg von den ganzen Problemen.“ Doch die Erleichterung war von kurzer Dauer und führte bald zur vollkommenen Stagnation: „Auf der Straße, da geht das Leben an dir vorbei. Du sitzt einfach nur da und trinkst dein Bierchen.“ Gefragt nach seinem Wunsch für die Zukunft antwortete er: „Ich will einfach wieder ein normales Leben führen.“
Schwer, wieder Fuß zu fassen
Wieder Fuß zu fassen und sich ein normales Leben aufzubauen, sei schwer, erklärte Tobias Schwalbe, Mitarbeiter des sozialtherapeutischen Wohnheims Johann-Weber-Haus. Auch weil mit Wohnungslosigkeit die Stigmatisierung „Du hast versagt“ einhergeht. „Ihre Vergangenheit macht es den Menschen fast unmöglich, eine Zukunft außerhalb des Hilfesystems aufzubauen. Es fehlt an Brücken in die Gesellschaft“, so Schwalbe.
Katharina Samfaß und Esther Schießer von youngcaritas resümieren: „Der Stadtrundgang ‚Würzburg offside’ kann solche Brücken bauen. Wir wollen Begegnungen ermöglichen und uns für einen verständnisvollen und offenen Austausch mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen einsetzen.“
Esther Schießer
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„Ich will einfach wieder ein normales Leben führen.“
5. Alternativer Stadtrundgang „Würzburg offside“ von youngcaritas Würzburg / Unterfranken – Die Adventszeit ist eine Zeit, in der man es sich gerne zuhause gemütlich macht. Doch wie geht es jemandem, der kein festes Zuhause hat? Dieser Frage ging youngcaritas Würzburg / Unterfranken am 1. Dezember beim bereits zum fünften Mal durchgeführten Alternativen Stadtrundgang „Würzburg offside“ mit einer Gruppe Studierender nach.