Gemeinsam mit dem Förderverein Wärmestube e. V. laden sie Schulklassen und Interessierte zur Stadtführung „Würzburg offside“ ein, eine Tour, bei der nicht Residenz, Festung und Dom im Vordergrund stehen, sondern die Wärmestube, die Elisabethstube, das underground und die Kurzzeitübernachtung – wichtige Anlaufstellen der Wohnungslosenhilfe in Würzburg und Einrichtungen, die den meisten Schülern gänzlich unbekannt sind.
Besuch der Wärmestube
Auch die Schülerinnen und Schüler der elften Klasse der Würzburger FOS/BOS gaben zu, sich mit dem Thema „Wohnungslosigkeit“ bisher kaum beschäftigt zu haben. Umso interessierter lauschten sie Bruder Tobias von der Straßenambulanz, der die Jugendlichen in der Wärmestube empfing und ihnen die Einrichtung vorstellte, in der wohnungslose Menschen duschen oder sich aufwärmen können, eine Tasse Tee und medizinische Versorgung bekommen.
Seit elf Jahren auf der Straße
Für betroffene Gesichter sorgte der Besuch des Urnengrabs auf dem Würzburger Friedhof, das – auf eine Initiative hin - wohnungslosen Menschen seit 1998 eine würdevolle Ruhestätte bietet. Eine besondere Begegnung machte die Gruppe in der Kurzzeitübernachtung für Männer. Berti, seit elf Jahren ohne festen Wohnsitz, stellte sich den Fragen der jungen Erwachsenen. Wie er seinen Alltag gestalte, wollten sie wissen. Ob er bereits schlimme Erfahrungen gemacht habe. Und wie er auf der Straße gelandet sei. Die Antworten auf diese Fragen fielen für viele überraschend aus. Etwa, dass Berti Pädagogik studiert hat und vor seiner Scheidung einen gut bezahlten Beruf hatte. Dass er kulturelle Veranstaltungen vermisst und Jugendliche über das harte Leben auf der Straße aufklären möchte.
Schmökerkiste mit Büchern
Die Schmökerkiste des Fördervereins Wärmestube, ein umgebauter Bauwagen, in dem Wohnungslose einen Secondhand-Buchhandel betreiben, stellte Bernhard Christof vor. Sie sei nicht nur ein wichtiger Begegnungsraum, sondern diene auch dazu, Menschen am Rande der Gesellschaft eine Aufgabe zu geben, betonte der zweite Vorsitzende des Fördervereins und Fachbereichsleiter Gefährdetenhilfe im Caritasverband für die Diözese Würzburg.
„Mit unserer Stadtführung möchten wir ein Thema an junge Menschen herantragen, das uns täglich begegnet – beim Einkaufen in der Stadt oder auf dem Schulweg -, mit dem wir uns aber selten auseinandersetzen“, sagen Katharina Samfaß und Esther Schießer, Projektleiterinnen von youngcaritas. Es sei jedoch wichtig, hinzuschauen statt wegzuschauen. Das gaben die beiden auch den Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg, die künftig womöglich mit einem anderen Blick durch ihre Stadt laufen.
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