Am 2. Oktober fand zum neunten Mal die Nacht der offenen Kirchen in Würzburg statt. Seit der ersten Veranstaltung vor acht Jahren ist Sebastian Zgraja aus dem Team der Gemeindecaritas des Caritasverbandes für die Stadt und den Landkreis Würzburg e.V. einer der Programmverantwortlichen.
In Zusammenarbeit mit Margarete Seufert von der Kirchengemeinde St. Johannis und dem St.-Josefs-Stift Eisingen entstand das Programm für die Kirche St. Johannis. Das Ensemble der Theaterwerkstatt Eisingen spielte unter der Überschrift „ganz normal anders“ zwei mal sein choreografisch pantomimisches Maskentheater „Der Thron der Träume“ und berührte und verzauberte das Publikum, ganz ohne Sprache.
Zwischen den beiden Aufführungen luden die Veranstalter zu einem Werkstattgespräch mit dem Titel „Theaterkunst und Begegnung im sozialen Raum“ ein.
Die Theaterwerkstatt Eisingen - ein gutes Beispiel für gelungene und gelebte Begegnung, Entwicklung und Gestaltung im sozialen Raum
Die 1981 gegründete Theaterwerkstatt Eisingen des St.-Josefs-Stifts Eisingen zählt zu den ältesten Schauspielensembles für Menschen mit geistiger Behinderung im deutschsprachigen Raum. Alexander Jansen, Leiter der Theaterwerkstatt, gab beim Werkstattgespräch im Rahmen des Programms der Nacht der offenen Kirchen Einblicke in die Entstehung des aktuellen Stückes, die Arbeitsweise des Ensembles und die Konzeption der Theaterwerkstatt.
Sechzehn Menschen mit geistiger Behinderung gehören aktuell zum Schauspielensemble. Einige von ihnen sind schon seit zwanzig und mehr Jahren dabei. Neun von ihnen, sieben Männer und zwei Frauen, spielen im Stück „Der Thron der Träume“ ihre Wunschrollen. Das Besondere, und laut Jansen auch das Einzigartige, am Eisinger Ensemble ist das choreografisch pantomimische Spiel mit Masken - Keine Sprache!
In Workshops stellen die Schauspieler die Masken unter Anleitung nach ihrer eigenen Vorstellung selbst her. Im Lauf einer ca. zweijährigen Probenzeit entwickelt sich das Stück. Zunächst wird viel auf der Bühne improvisiert, Zeichnungen werden erstellt, es wird getanzt und musiziert, um die Rollen nach nun nach auszubauen und aus den Improvisationen feste Abläufe entstehen zu lassen.
Phantasie gestalten und nicht kanalisieren
„Wir gestalten Phantasie und kanalisieren sie nicht“, erklärt Jansen, den das hohe Maß an Kreativität und Phantasie seiner Truppe beeindruckt und begeistert. „Die Menschen auf der Bühne haben sich einen Zugang zur Phantasie bewahrt und sie haben Mut zur Langsamkeit “, so Jansen weiter, „sie können uns ermutigen, bei uns selbst zu bleiben, und unsere Phantasien mit Leben zu Füllen.“
„Der Thron der Träume“ faszinierte das Publikum mit der feinfühligen Darstellung der Schauspieler, der minimalistischen Bühnenausstattung, der Beleuchtung und der passgenauen Musik; geschrieben, gespielt und parallel mit dem Stück entwickelt von der Würzburger Musikgruppe Klez’amore.
Ganz besonders beeindruckend ist die Synchronizität von Bewegung, Beleuchtung und Melodie, die die Masken ihre Starre verlieren und lebendig werden lässt.
Ein optimales Zusammenspiel mit hohem Zufriedenheitscharakter; entwickelt aus den Wünschen der Beteiligten, umgesetzt mit ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten, in Zusammenarbeit mit verlässlichen Partnern.
Text und Fotos: Claudia Jaspers