Wenn an Heiligabend die Kaufhäuser schließen und sich die Innenstadt rasch leert, wird es im Haus St. Lioba am Berliner Ring geschäftig: Menschen strömen dem Eingang zu, drinnen schneiden Helferinnen und Helfer Christstollen in Scheiben, drapieren Gebäck auf Tellern, zünden Kerzen an. In zwei silbernen Bottichen dampft würziger alkoholfreier Punsch. Es ist die Zeit der alljährlichen Weihnachtsfeier für Alleinstehende, ausgerichtet vom Caritasverband für Stadt und Landkreis Würzburg mit rund einem Dutzend Helferinnen aus dem Haus St. Lioba und Ehrenamtlichen.
„Alle Jahre wieder“: Das bekannte Weihnachtslied erklingt zu Beginn der Feier. Die Tische sind voll besetzt. „So viele Anmeldungen hatten wir noch nie“, sagt Werner Häußner, Erster Vorsitzender des Verbands. Gekommen sind fast 100 Menschen. Eine 79jährige Karlstädterin lässt es sich nicht nehmen, extra mit dem Zug anzureisen. Wie die Frau sind auch andere schon Stammgäste. Sie begrüßen die ehrenamtlichen Helfer wie alte Freunde, setzen sich zu langjährigen Bekannten an den Tisch. „Unsere Besucher fühlen sich bei der Feier wie in einer familiären Gemeinschaft“, stellt Häußner fest. Aber es kommen auch jedes Jahr neue Interessenten. Eine ältere Dame war im letzten Jahr zum ersten Mal dabei, nach dem Tod ihres Mannes: „Ich bin so froh, dass es die Weihnachtsfeier gibt“, freut sie sich.
Auch der Besuch von Weihbischof Ulrich Boom führt eine Tradition fort. Jedes Jahr besucht er die Feier, liest das Weihnachtsevangelium und singt mit den Frauen und Männern im Saal Weihnachtslieder. Hin und wieder drückt dabei jemand eine verstohlene Träne weg: Die Erinnerungen an die Kindheit, die Eltern oder die eigene Familie überwältigen so manchen.
Nach Punsch und Stollen geht der Weihbischof von Tisch zu Tisch, schüttelt Hände, schenkt jedem seine persönliche Weihnachtskarte. Es ist dunkel, als die letzten Gäste nach Hause gehen. Zum Abschluss dankt Häußner den Musikern und den Ehrenamtlichen mit einem kleinen Geschenk: „Die Helfer haben mit ihrem Einsatz und ihrer Zeit für ein paar Stunden die Einsamkeit vertrieben, die für Alleinstehende gerade am Weihnachtsabend sehr bedrückend sein kann.“