Die jungen Männer staunten nicht schlecht, als sie am Morgen gemeinsam mit ihren Betreuern zum vereinbarten Treffpunkt im Innenhof des Caritashauses kamen. Denn dort warteten nicht nur Katharina Samfaß und Esther Schießer von youngcaritas, sondern auch über 45 gebrauchte Fahrräder in allen Größen und Farben. Sie alle waren eigens für den Aktionstag gespendet worden – von engagierten Mitmenschen aus dem ganzen Landkreis Würzburg sowie von Einrichtungen wie dem Therapeutischen Heim St. Joseph im Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Gemeinsam mit Hans Madinger vom Caritas-Fahrradprojekt „Rad & Tat" begrüßten die Projektleiterinnen die Gruppe und ließen das Los entscheiden, wer welchen Drahtesel erhielt.
Schrauben, ölen und pumpen
Sichtlich stolz schob die 40 Mann starke Truppe kurz darauf ihre neuen Räder gemeinsam in die Fahrradwerkstatt des Erthal-Sozialwerks in der Sanderstraße - auch wenn die Versuchung für den ein oder anderen groß war, sich auf den Sattel zu schwingen und loszuradeln. Doch für die Straßentauglichkeit mussten erst noch die Profis ran. Hermann Lutz, Leiter der Fahrradwerkstatt, verteilte die Jugendlichen auf die Reparaturboxen, in denen seine Mitarbeiter schon bereitstanden, um ihr Know-how an die jungen Flüchtlinge weiterzugeben. Gemeinsam wurde geschraubt, geölt, geputzt und gepumpt was das Zeug hält. Räder wurden auf den Kopf gestellt, 15er Schlüssel gereicht, Radmuttern gelöst, das Lagerspiel überprüft, und schon bald jonglierten die Ersten sicher mit Fachbegriffen, die für manchen Muttersprachler Böhmische Dörfer wären.
Interkulturelle Snacks
Weil so viel schweißtreibende Arbeit auch hungrig macht, gab es für die Hobbytüftler in der Mittagspause ein leckeres Buffet, das vom Erthal-Sozialwerk und den Veggie Bros spendiert wurde. Gemeinsam ließ sich die Truppe die „interkulturelle Mischung" aus Käsebrötchen, Butterbrezen und Falafel schmecken und nutzte die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. „Bei der Aktion geht es nicht nur darum, den Flüchtlingen Mobilität zu ermöglichen, sondern auch einen Ort der Begegnung für Menschen unterschiedlicher Herkunft zu schaffen", erklärte Katharina Samfaß.
Ckecklisten und Testfahrten
Bevor die jungen Männer am späten Nachmittag ihre Drahtesel mit nach Hause nehmen konnten - in Einrichtungen der Caritas-Don Bosco gGmbH und des SkF -, mussten sie dem kritischen Blick von Hermann Lutz standhalten, der per Checkliste überprüfte, ob alles dort war, wo es hingehörte. „Hat das Fahrrad alle Reflektoren?", wollte er da wissen. „Funktionieren Schaltung und Licht?", „Ist das Tretlager in Ordnung?". Wer Glück hatte durfte gleich eine Testfahrt im Innenhof der Fahrradwerkstatt machen. Wer nicht ganz so akkurat gearbeitet hatte, musste noch einmal in die Box. Den ein oder anderen störte es allerdings nicht im Geringsten, mehr Zeit zwischen Zangen, Schläuchen und Speichen zu verbringen. „Fahrräder zu reparieren macht Spaß", sagten zwei Jugendliche aus Syrien. „Das würden wir gerne öfter machen."
Unterstützung durch Diözesancaritasverband
„Wir freuen uns sehr, dass die Jungs jetzt mobil sind und mehr am gesellschaftlichen Leben ihrer neuen Heimat teilhaben können", freuten sich Katharina Samfaß und Esther Schießer und bedankten sich herzlich für die finanzielle Unterstützung des Diözesancaritasverbandes Würzburg sowie die Unterstützung durch das Erthal-Sozialwerk, das Projekt Rad&Tat, den Verein „Lighthouse" und die Veggie Bros.