Würzburg. Mit den Themen Fast Fashion und Schattenseiten der Kleiderproduktion beschäftigten sich im November 17 Firmlinge aus Würzburg und Umgebung bei zwei youngcaritas-Workshops im Kilianeum.
„Wegwerfware Kleidung“ lautete der Titel des Firmmoduls und es wurde auch der eigene Umgang mit Kleidung unter die Lupe genommen.
Durchschnittlich 95 Kleidungsstücke (ohne Unterwäsche und Socken) besitzt laut einer Greenpeace-Umfrage jede erwachsene Person in Deutschland; Frauen liegen mit 118 Kleidungsstücken dabei deutlich vor Männer mit durchschnittlich 73 Kleidungsstücken. Ein großer Teil dieser Kleidung, rund 40 %, wird selten oder nie getragen, Vieles wird nach dem Kauf schnell wieder aussortiert.
„Eigentlich platzen doch unsere Kleiderschränke aus allen Nähten. Was treibt uns trotzdem dazu, immer nach etwas Neuem Ausschau zu halten?“, fragte youngcaritas-Koordinatorin Esther Schießer die Jugendlichen. Schnell wurde klar, dass Kleidung mit viel Bedeutung aufgeladen ist: Über unsere Kleidung zeigen wir, zu welcher Gruppe wir uns zugehörig fühlen und was uns wichtig ist. Auch Shoppen ist meist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern eine beliebte Freizeitbeschäftigung.
Problematisch ist dieser vorherrschende Kleiderkonsum für alle, die nicht genügend Geld für neue Outfits zur Verfügung haben, so Esther Schießer am Beispiel des Caritasladens, einem Secondhand-Laden für finanziell benachteiligte Menschen. Der Hartz-IV-Regelsatz sieht 37 Euro für Kleidung und Schuhe vor. „Das reicht hinten und vorne nicht aus, um bei den ständig wechselnden Modetrends mitzuhalten“, erklärte die youngcaritas-Koordinatorin und wies darauf hin, dass sich die Caritas für eine fairere Berechnung der Hartz-IV-Regelsätze einsetzt.
Abgesehen von Fragen der Teilhabe habe unser überbordender Kleiderkonsum aber auch massive negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, so Schießer. Hoher Wasserverbrauch und Pestizide beim Baumwollanbau, Chemikalieneinsatz in der Produktion, lange Transportwege, geringe Löhne und gesundheitliche Risiken für die Arbeiter*innen sind nur einige davon. Auch die Entsorgung der Kleidermengen gestaltet sich schwierig, da die Kleidung meist aus einem Mix aus Baumwolle, Wolle und Synthetikfasern besteht und daher kaum recycelt werden kann.
Zum Abschluss sammelten die Jugendlichen Ideen für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Kleidung: Man könne z.B. seine Kleidung länger tragen und auch mal ausbessern, man könne sie weitergeben oder tauschen sowie vermehrt Secondhand-Kleidung kaufen. Prinzipiell sei es aber auch wichtig, sich auf politischer Ebene für eine faire und ökologische Kleiderproduktion einzusetzen.
youngcaritas Würzburg ist der Jugendbereich des Caritasverbandes für die Stadt und den Landkreis Würzburg und ermutigt junge Menschen, sich sozial zu engagieren und sich für eine solidarische und gerechte Gesellschaft einzusetzen.
Esther Schießer