Neun Allgemeine Sozialberatungsstellen unterhält die Caritas in Unterfranken. Sie sind für Menschen in Not oftmals die erste Anlaufstelle. Reicht die allgemeine Unterstützung nicht aus, wird an spezialisierte Dienste – beispielsweise die Schuldner- oder Insolvenzberatung - innerhalb und außerhalb der Caritas weitervermittelt.
Regelmäßig treffen sich die Beraterinnen und Berater zum Austausch im Würzburger Caritashaus. Dabei werden Trends schnell sichtbar. Einer, der die Experten nachdenklich stimmt: Armut verfestigt sich. „Viele Klienten suchen bereits seit Jahren wiederholt die Beratungsstellen der Caritas auf, haben aber kaum eine Chance, ihre prekären Lebensverhältnisse zu überwinden“, konstatiert Kilian Bundschuh, Fachbereichsleiter Armut und Arbeit im Caritasverband. Diese Menschen lebten meist von existenzsichernden Sozialleistungen; fast 40 Prozent von ihnen beziehen die Leistungen bereit länger als 3 Jahre. „Frauen und Männer mit geringer Qualifikation und ohne Schulabschluss haben in der Arbeitswelt kaum eine Chance“, so Bundschuh. Diese Menschen seien über einen langen Zeitraum auf staatliche Hilfe angewiesen. Diese Hilfe zu bekommen, sei nicht immer einfach. „Unsere Klienten tun sich bereits mit den Formularen und Anträgen schwer“, berichtet eine erfahrene Beraterin. Hier sei die Caritas sehr gefragt. Der Bedarf habe sich im Laufe des vergangenen Jahres nahezu verdoppelt. Auch rechtliche Auseinandersetzungen seien an der Tagesordnung, wenn Sozialleistungen nicht bewilligt oder Sanktionen ausgesprochen würden.
„Unsere Statistik zeigt eine konstant hohe Auslastung des Beratungsangebotes“, erklärt Kilian Bundschuh, aber die Bearbeitung der Fälle werde zusehends aufwendiger. „Selbst Behörden verweisen ihre Klienten und Kunden auf die Sozialberatung der Caritas, wenn es Probleme gibt.“
Menschen mit Migrationshintergrund
Wer länger als drei Jahre in Deutschland lebt, wird nicht mehr automatisch durch die Migrationsberatung betreut. Gut 60 Prozent der Hilfesuchenden, die die Allgemeine Sozialberatung in Anspruch nehmen, haben einen Migrationshintergrund. „Wir differenzieren hier nicht zwischen Asylsuchenden, Flüchtlingen und EU-Ausländern“, erklärt Bundschuh.
Knapp zwei Drittel der Klienten sind männlich. Ein Drittel aller beratenen Personen ist unter 30 Jahre. „Mit Sorge sehen wir auch einen Anstieg von zehn auf 15 Prozent binnen Jahresfrist bei den Alleinerziehenden“, sagt Bundschuh. Auch hier gebe es sozialpolitischen Nachbesserungsbedarf.
Beratung von Mensch zu Mensch
Trotz der Möglichkeit zur Beratung per E-Mail, so Kilian Bundschuh, wünschten sich nach wie vor 75 Prozent der Klienten ein persönliches Gespräch, entweder in der Beratungsstelle der Caritas oder daheim. „Wir prüfen gegenwärtig, wie wir das Angebot der Onlineberatung ausbauen können“, zeigt Bundschuh nächste Schritte auf.
Ihm, den Beraterinnen und Beratern sei es wichtig, für die Menschen da zu sein, um Notlagen gut bearbeiten zu können. „Nach wie vor bieten wir Hilfe zur Selbsthilfe an und bevormunden die Menschen nicht. Gleichzeitig sind wir als Caritas mit der Politik im Gespräch, um Rahmenbedingungen zu verbessern.“
Die Caritas unterhält in Unterfranken neun Allgemeine Sozialberatungsstellen. Für Menschen in Not sind sie oftmals die erste Anlaufstelle. Reicht die allgemeine Unterstützung nicht aus, wird an spezialisierte Dienste – beispielsweise die Schuldner- oder Insolvenzberatung – innerhalb und außerhalb der Caritas weitervermittelt. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.caritas-wuerzburg.de/hilfe-und-beratung/menschen-in-krisensituationen/allgemeine-sozialberatung.
von Sebastian Schoknecht