In Gaststätten vereinzelt, in Spielhallen zuhauf. Automaten, die bunt leuchten und mit eindringlicher Musik zum Spielen einladen. Geld einwerfen, Knöpfe drücken, auf buntes Flimmern schauen und hoffen, dass die richtigen Zahlen oder Symbole erscheinen. Meist gewinnt jedoch die Bank, das heißt Spielhallenbetreiber. Zuständig für die Vergabe von Konzessionen sind die Städte und Gemeinden. Einerseits haben sie kaum eine Chance, Anträge abzulehnen, denn die Betreiber der Hallen drohen sofort mit Klage. Andererseits verdienen Städte und Gemeinden mit am Glücksspiel. Das Portemonnaie des Gastes lehrt sich zusehends. Zu groß ist die Verlockung auf den Hauptgewinn, und beim nächsten Mal klappt es bestimmt.
Den Betroffenen, sie kommen aus allen Schichten und Kreisen der Gesellschaft, werde es leicht gemacht, ist sich Expertin Petra Müller von der Würzburger Caritas sicher. Sie arbeitet seit Jahren mit Frauen und Männern, die unter Glücksspielsucht leiden. „Möglichkeiten finden sich nahezu an jeder Ecke“, sagt die Therapeutin und zeigt eine Straßenkarte von Würzburg. Mit roten Nadeln sind die Standorte von Spielautomaten markiert, und das sind nicht wenige. In den nächsten Jahren werden weitere hinzukommen, denn die Kommunen verteilten die Konzessionen sehr kulant. Kein Wunder, denn das Geld fließt in die Stadtkassen. Aber das sei nur die eine Seite der Medaille. „Längst ist das Internet zur größten Spielhalle der Welt geworden“, betont die Therapeutin. „Legale Lotto-Spiele und illegale Sport-Wetten boomen im Netz.“
Wenn auch insgesamt die Zahlen betroffener Automatenspieler leicht rückläufig seien, bleibe das Problem weiterhin groß, erläutert Müller. „Mehrere hunderttausend Männer und Frauen sind in der Bundesrepublik betroffen und mit ihnen eine erhebliche Zahl von Angehörigen.“ Die Sucht führe oft zur Verschuldung und in vielen Fällen zur sozialen Isolation. „Ist das eigene Konto leer, werden Familie und Freunde gebeten. Dabei wird nicht nur das Geld aufs Spiel gesetzt, sondern häufig auch die Beziehung zu den engsten Bezugspersonen, der Arbeitsplatz und das soziales Ansehen“, beschreibt Müller den klassischen Abstieg. Eigentlich müsse jedem von Anfang an klar sein, dass dieser Weg in den meisten Fällen ins totale finanzielle und soziale Abseits führt.
Petra Müller und ihr Team beraten und helfen. Sie bieten Therapien an und stärken Angehörige, die sich um ein Familienmitglied Sorgen machen. „Sind bereits Schulden da, verweisen wir auch an die Schuldner- und Insolvenzberatung, damit unsere Klienten wieder einen Fuß auf den Boden bekommen“, sagt Müller.
Auch am diesjährigen bundesweiten Aktionstag gegen Glückspielsucht werden sich Petra Müller und ihre Kollegin Katrin Ertl von der Psychosozialen Beratungsstelle für Suchtprobleme beteiligen. „Wir wollen den Menschen einmal mehr das Problem verdeutlichen und zugleich zeigen, dass es Lösungen gibt.“ Für Mittwoch, 28. September, haben die Fachfrauen der Caritas eine Spielhallenbegehung geplant. Mit entsprechend ausstaffierten Fahrrädern und viel Infomaterial werden sie unterwegs sein. „Man wird uns nicht mit offenen Armen empfangen, aber die Spielhallenbetreiber wissen, dass sie eine soziale Verantwortung wahrzunehmen haben.“
Kontakt
Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtprobleme
Röntgenring 3
97070 Würzburg
Tel.: 0931 / 386 59 180
Fax: 0931 / 386 59 189
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Weitere Informationen und Hilfe gibt es auch im Internet:
http://spielfrei24.de/Erklaervideo
http://www.verspiel-nicht-dein-leben.de
http://www.gluecksspielsucht.de